Hast du schon einmal einen Gedanken gesehen? Ich nicht.
Ich habe schon viele Gedanken gedacht, aber gesehen hat einen Gedanken bisher niemand. Weder mit EEG, fMRT, PET oder einem anderen Gerät mit klangvollem Namen. Wir können elektrische Hirnströme messen, Veränderungen im Blutfluss und der Sauerstoffzufuhr, wir können die Zelldichte bestimmen, wir können sogar Elektronen sehen – aber einen Gedanken werden wir hinter den hübschen Bildern nie erkennen. Wir können den Kopf aufschneiden und im Gehirn herumstochern, wir können mit Elektro- und Magnetstimulation sogar bestimmte körperliche Reaktionen, Emotionen und vielleicht sogar Gedanken hervorrufen – aber sehen können wir sie trotzdem nicht.
Was folgt nun daraus? Dass es Gedanken gar nicht gibt? Qua fehlender Beweislage gar nicht geben kann? Was ist real, was eingebildet? Was findet in meinem Kopf statt, was außerhalb? Und was befindet sich dazwischen? Wo ist das Jetzt? Wie willst du mir beweisen, dass es Gedanken tatsächlich gibt? Weil du sie jeden Tag, vermutlich jeden Moment in rasender Abfolge hast? Warum sollte ich dir das glauben? Ich kann dir ja nicht in den Kopf gucken und selbst wenn – würde ich dort einen Gedanken finden?
Also raus mit der Sprache – Gibt es Gedanken wirklich?
Cogito ergu sum. Ich denke, also bin ich. – Descartes fataler Irrtum.
Ich denke, also bin ich nicht? Was passiert, wenn ich nicht denke? In der Pause zwischen den Gedanken, außerhalb des Gedankenstroms? Bin ich dann nicht? Vielleicht bin ICH dann wirklich nicht. Was aber bin ich dann? Wir haben ja noch nicht einmal bewiesen, dass es Gedanken gibt… Wie sollen wir dann beweisen, dass es DICH gibt?